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Reisebericht Juni 536 von Benodet nach Hamburg 2005

Mittwoch 6 Juli

Die Nacht war feucht und kalt, unter dem Schlafsack fühlt es sich an als würde man in einer Dampfwolke schlafen, wir kriechen aus der Koje in unsere klamme Kleidung, die Feuchtigkeit ist schon gewöhnungsbedürftig. Wir wollen uns gar nicht daran gewöhnen und holen den Petroleum Ofen der im Heck verstaut ist und nehmen ihn in Betrieb, der Ofen vertreibt die Feuchtigkeit und wir haben die richtige Atmosphäre für ein gutes Frühstück, das Baguette vom Vortage lässt sich vorzüglich auf dem Ofen anwärmen.

Das Barometer ist jetzt auch angebaut, der Versuch in einer Regenpause den Radarreflektor und die Flaggenleine anzubringen Endet in 2 Metern Höhe. Der Bootsmannstuhl den wir von der Firma Pro Rainer in Hamburg gekauft haben war auf der einen Seite nur geklebt und nicht vernäht und kann so natürlich nicht mein Gewicht halten, aber zum Glück nichts passiert.

Da wäre ich ja im Leben nicht drauf gekommen den nagelneuen Bootsmannstuhl vorher zu überprüfen. Meinen ersten Bootsmannstuhl habe ich aus Autogurten vom Schrottplatz selbst genäht, und alle fanden das leichtsinnig, haha, da kann man mal sehen, am besten vertraut man nur auf sich selbst.

André arbeitet auf dem neuen Pogo40 ein paar Anleger weiter und leiht uns einen Bootsmannstuhl, ein anderer Kollege leiht mir seine Silikonspritze damit ich die undichten Schraubenlöcher abdichten kann.

Wir brauchen noch eine Ersatz Gasflasche 750 gramm, Tassadit die sich in Hafen und Umgebung mittlerweile bestens auskennt fragt bei der Kooperation Maritime nach, aber die können nicht weiterhelfen mit dem Gas, aber dafür haben sie Petroleum (Pétrol désaromatisé). Auf dem Weg zurück spricht sie einen älteren Herren an, der vor seiner Hütte sitzt, er weiß zwar nicht wo man solche Flaschen bekommt, aber er meint noch eine halbvolle Flasche in der Hütte zu haben und schenkt sie ihr. Ich habe angefangen die Navigation vorzubereiten und mache mich mit den Geräten vertraut.

Am Samstag Abend vor unserer Abfahrt nach Frankreich haben Volker und Ute uns ins Kino eingeladen, es lief der Film die Frau des Leuchtturmwärters, der Film spielt in der Bretagne auf der Ile Ouessant an der wir vorbeifahren werden, angeblich stehen dort bei ungünstigen Bedingungen bis zu 19 Knoten Strom. Ich habe im Seehandbuch nachgelesen und finde im Stromatlas nur 5,5 bis 6,5 Knoten, aber letzten Ende finde ich, dass die auch mehr als genug sind. Die nächste mögliche Etappe die wir mit einem Tagestörn schaffen können ist Audierne und das sieht auf der Karte nicht sehr geschützt aus. Die Bilder aus dem Film haben uns ordentlich Respekt eingeflößt, aber die Tipps von Volker, der die Route gut kennt waren eine sehr gute Hilfe, denn nur nach der Seekarte wäre ich nie auf die Idee gekommen vor Audierne zu ankern.

Als ich gerade die Querung des „Raz de Sein“ durchspiele kommt Tassadit mit frischen Gallette und Creps vom Markt zurück und holt mich wieder in die Wirklichkeit,

Ein gelber Pogo1 legt neben uns an. Mit einem 3 PS Malta. Respekt. Bei der starken Strömung ist das eine echte Einschränkung, oder haben wir das mit dem 6 PS Motor doch übertrieben?

Wir helfen George beim Anlegen und trinken ein Bier zusammen und natürlich besichtigen wir sein Boot das drinnen so richtig schön nass ist, aber es bestätigt sich, der Pogo1 hat wirklich mehr Staumöglichkeiten zu bieten als der Pogo 2.

Bei seiner Visite bei uns an Bord sieht er unseren Ofen und ist hellauf begeistert, genau so etwas hat er gesucht, dabei hatte ich mit Spott gerechnet, aber bei seinem Raumklima ist so ein Ofen bestimmt eine Bereicherung. Gegen Abend verholt George an eine der Mooring Tonnen, da ihm das Liegegeld zu hoch ist, wie gut das wir hier noch auf Werftkosten liegen können.

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